13.02.2024
Die EU-Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (WEEE, Waste of Electrical and Electronic Equipment) legt die Mindest-Anforderungen für die Sammlung, das Recycling und die Entsorgung von Elektroschrott in der Europäischen Union fest und soll die ordnungsgemäße Verwertung sicherstellen. Im Interview gewährt Christian Ehrengruber, Geschäftsführer der O.Ö. Landes-Abfallverwertungsunternehmen GmbH (LAVU) und CTC-Beirat Einblicke in die Abläufe in Oberösterreich.
In Österreich wird die Sammlung und Verwertung von elektrischen und elektronischen Altgeräten durch die Elektroaltgeräteverordnung (EAG-VO) geregelt. Nach der EAG-VO sind die Hersteller und Vertreiber von Elektro- und Elektronikgeräten für die Sammlung und das Recycling ihrer Produkte am Ende ihrer Nutzungsdauer verantwortlich. Sie müssen ein System zur Verfügung stellen, über das die Verbraucher ihre Altgeräte kostenlos zurückgeben können. Die gesammelten Elektro- und Elektronikgeräte werden dann in Übereinstimmung mit den im Gesetz festgelegten Vorschriften recycelt.
Hierzulande gibt es mehrere Sammelstellen für Elektrogeräte, darunter kommunale Sammelstellen, Einzelhandelsgeschäfte und kommunale Sammelveranstaltungen. Die Verbraucher können ihre gebrauchten Elektro- und Elektronikgeräte auch direkt an die Hersteller oder Händler zurückgeben. Darüber hinaus gibt es mehrere Organisationen, die sich auf die Sammlung und das Recycling von Elektro- und Elektronikgeräten spezialisiert haben, beispielsweise die Altstoff Recycling Austria (ARA). Diese Organisationen arbeiten mit lokalen Behörden und Industrieverbänden zusammen, um sicherzustellen, dass die Elektro- und Elektronikgeräten in einer umweltverträglichen Weise gesammelt und recycelt werden.
Pro Einwohner und Jahr fallen in Österreich 15,46 kg Elektroschrott an, beim Nachbarn Italien sind es beispielsweise nur 8,5 kg. Bei der Sammlung von Elektroschrott sieht es hingegen anders aus. Hier kann Österreich die achthöchste Sammelquote vorweisen und übertrifft die Zielvorgabe von 45 Prozent. Italien bleibt hingegen darunter.
In Oberösterreich organisiert die O.Ö. Landes- Abfallverwertungsunternehmen GmbH (LAVU) im Auftrag der Bezirksabfallverbände und Statutarstädte die Planung, Betriebsführung und das Personal der Altstoffsammelzentren sowie die Logistik und Verwertung der getrennt gesammelten Altstoffe. Im Interview gewährt LAVU-Geschäftsführer Christian Ehrengruber Einblicke in die Abläufe in Oberösterreich.
Wir sammeln getrennte Abfallströme aus oberösterreichischen Altstoffsammelzentren und auch einzelnen in Salzburg, Steiermark und Niederösterreich. Konkret werden folgende Abfallfraktionen getrennt in den 177 OÖ Altstoffsammelzentren erfasst und via Abfall-Logistikzentrum (ALZ) der LAVU in Wels umgeschlagen:
Im ALZ der LAVU in Wels werden die Fraktionen Elektrogroßgeräte, Nachtspeicheröfen und Elektrokleingeräte zwecks Schadstoffentfrachtung und Wertstoffgewinnung demontiert. Weiters werden in Wels vom FAB Technoteam Elektrogroßgeräte (v. a. Waschmaschinen und Elektroherde) für die Wiederverwendung aufbereitet.
Bei Elektrokleingeräten und auch Großgeräten ist die Verwertung aufgrund von Metallen ökonomisch sinnvoll. Bildschirme, Kühlgeräte und Gasentladungslampen sind bei der Verwertung mit Kosten verbunden.
Ein Teil der Elektroabfälle wird nicht getrennt erfasst, vor allem aus Restmüll oder Gewerbemüll. Die Sammlung betrifft primär Kleingeräte, welchen jedoch die Wertstoffhaltigkeit fehlt. Im Kunststoffbereich fehlt derzeit die Bereitschaft, Recyclingkunststoffe einzusetzen, da sich der Einsatz unter den derzeitigen Konditionen nicht rentiert. Die Technologien zur Aufbereitung und Rückgewinnung existieren bereits, aber nun müssen Produkte auch entsprechend gestaltet und die Endverbraucher motiviert werden, dass sie die Produkte in die richtigen Sammelstrukturen einbringen.
Es gibt bereits viele abfallrechtliche Vorgaben. Ich wünsche mir mehr Vorgaben, die sich an den Handel und insbesondere die Hersteller richten, die die Arbeit von Sammlern und Verwertern erleichtern. Ein sehr dringlicher Punkt ist die die Zerlegbarkeit von Geräten, die für Recyclingfähigkeit notwendig ist. Ein Problem sind auch fehlende Produktinformationen. Besonders bei Kunststoffen: Hier fehlt die Information zu Additiven wie Flammhemmer bei den E-Geräten.
Die wichtigsten Faktoren sind der digitale Produktpass und die bereits erwähnte Zerlegbarkeit, vor allem, was die Batterien betrifft. Die fehlende Zerlegbarkeit ist ein großes Thema, da es zu Problemen betreffend Sicherheit kommt. Wenn E-Scooter, Tablets und E-Bikes über nicht entnehmbare Akkus verfügen, erschwert das für Verwerter die Trennung. Aus Versicherungssicht ist dieser Umstand ebenfalls ein Problem. Die Industrie sollte hierbei noch mehr in die Pflicht genommen werden, auch wenn die neue Batterieverordnung bereits Teile davon regelt. Diese Novelle bindet auch die Händler mehr ein. Ein Vorbild könnte die Kunststoffbranche sein, welche bestimmte Stoffe einfach gänzlich verbietet und konkrete Ge- und Verbote aufgestellt hat. Eine Ökomodulation sehe ich eher kritisch.
Der wirtschaftliche Anreiz motiviert Menschen mehr als das Hören auf das ökologische Gewissen. Als Beispiel kann man das Pfandsystem anführen, welches auch mit Bonuspunkten laufen kann, ohne den primären monetären Anreiz zu bieten. Wichtig ist die Werthaltigkeit bei so einem System. Wir führen auch eine eigene Applikation, die ASZ-Profi-App, mit der Anreize geschaffen werden. Aktuell gilt sie nur für kostenpflichtige Materialien. Eine Ausweitung soll zukünftig möglich sein. Solche Systeme benötigen den Rückhalt und die Unterstützung aus der Industrie. Ohne diesen wird es schwierig, etwas durchzuführen.
Kommunen sind unmittelbare Partner, was die Sammlung betrifft. Auf der anderen Seite stehen die Aufbereitungspartner und Verwerter, weiters noch die Interessensvertreter wie die Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle. Mit den Herstellern und den Inverkehrbringern besteht kein direkter Austausch, wenngleich der Mehrwert für einen solchen Diskurs sicher gegeben wäre und auch Produktentwickler sowie Designer auf sie zugehen. Eine Plattform für den Erfahrungs- und Informationsaustausch wird benötigt, insbesondere in Bezug auf Themen der Kreislaufwirtschaft.
Die Reuse-Fähigkeit muss bei der Produktentwicklung bereits berücksichtigt werden. Auch die Lebensdauer und die Reparaturfähigkeit gehören bereits in diesem frühen Stadium beachtet. Die Hersteller verfolgen primär andere Interessen. Es wäre ratsam, den Fokus auf die Langlebigkeit und die Wiederverwertbarkeit von Produkten zu legen.