Industrie ohne fossile Energie

Fünf neue Vorzeigeprojekte in Oberösterreich

Mit der Lenzing AG ist einer der führenden Produzenten holzbasierter Cellulosefasern Partner im Projekt LEAP, in dem es um Abwärmenutzung geht. © Lenzing AG
Mit der Lenzing AG ist einer der führenden Produzenten holzbasierter Cellulosefasern Partner im Projekt LEAP, in dem es um Abwärmenutzung geht. © Lenzing AG

08.02.2021

Die Initiative „Vorzeigeregionen Energie“ hat sich zum Ziel gesetzt, mit innovativen Energietechnologien aus Österreich zukunftsfähige Lösungen für intelligente, sichere und leistbare Energie zu entwickeln. „Bei der jüngsten Förderausschreibung sind aus der Vorzeigeregion NEFI – New Energy for Industry fünf Projekte mit oberösterreichischer Beteiligung zum Zug gekommen“, freut sich Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner. „Das ist ein starkes Signal für den Standort Oberösterreich. Wir wollen damit die Vorreiterrolle Oberösterreich in der industriellen Produktion und in der Energieeffizienz gleichzeitig stärken.“

Die fünf NEFI-Forschungsprojekte demonstrierten innovative Technologien zur Effizienzsteigerung und Emissionsreduktion in der oberösterreichischen Industrie. Die technologischen Lösungen werden in industrieller Umgebung demonstriert, was wesentlich dazu beiträgt, Vertrauen in neue Technologien aufzubauen und die Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen. Damit kann ein hohes Multiplikationspotenzial realisiert werden. Erarbeitet wurden die Projekte im NEFI_lab, das von den Ländern Oberösterreich und Steiermark mitfinanziert wird. Die Einreichung erfolgte gemeinsam mit den Forschungs- und Industriepartnern.

Die Gesamtprojektsumme der fünf NEFI-Projekte beträgt rund 8 Mio. Euro und wird mit 4 Mio. gefördert.

Die Projekte im Detail

  • LEAP
    Im Zentrum der Entwicklung von LEAP stehen dampferzeugende Wärmepumpen, die Abwärme wieder in einer sinnvoll nutzbaren Form in den Prozess einbinden, was bei der Lenzing AG und bei Austrotherm demonstriert wird. Als Querschnittstechnologie zur Abwärmenutzung haben dampferzeugende Wärmepumpen ein hohes Multiplikationspotential in vielen Branchen, wie zum Beispiel der Papierindustrie, der Lebensmittelindustrie, der chemischen Industrie, etc. „Für uns als einer der führenden Produzenten holzbasierter Cellulosefasern ist die effiziente Abwärmenutzung mit Wärmepumpen ein weiterer Baustein zur Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele. Durch die Beteiligung am Projekt LEAP können wir wertvolles Wissen aufbauen, um unseren CO2 Fußabdruck weiter zu verringern“, erklärt Christian Skilich, Vorstandsmitglied beim Projektpartner Lenzing AG.
     
  • EDDY
    In EDDY steht die Energieeffizienzsteigerung bei Trocknungsprozessen im Fokus. Trocknungsprozesse sind in der Industrie weit verbreitet und energieintensiv, in EU machen sie 10-25% des industriellen Energiebedarfs aus. Um den Trocknungsvorgang möglichst effizient durchzuführen, ist es wichtig, die Feuchte des Trocknungsgutes zu kennen und damit den Endpunkt bestimmen zu können. In diesem Projekt entwickelt die oberösterreichische Forschungseinrichtung RECENDT neuartige, kostengünstige Sensoren. Sie werden in zwei Prozessen in der Lebensmittelindustrie implementiert. Mit Hilfe von numerischen Simulationsmethoden des AIT – Austrian Institute of Technology, die den Trocknungsprozess detailliert abbilden, wird der Wärmehaushalt der Prozesse optimiert, sowie geeignete Betriebsstrategien entwickelt und umgesetzt. Damit werden signifikante Energie- und Emissionseinsparungen ermöglicht.
     
  • envloTcast
    Im Projekt envIoTcast wird die Grüne Gießerei der Zukunft entwickelt, die eine vollständige Dekarbonisierung erlaubt. Am AIT-Standort LKR Ranshofen wird dazu eine Demo-Factory errichtet, in der ein neues Energiekonzept für den Aluminiumdruckguss demonstriert wird. Die Energieeffizienz wird durch Hochtemperaturisolierung, konturnahes Kühlen und ein völlig neues Abwärmenutzungskonzept mit Latentwärmespeichern und Hochtemperaturwärmepumpen erheblich gesteigert. Dadurch ist es möglich, ausschließlich erneuerbare Energieträger (Ökostrom, Biomasse, grüner Wasserstoff) anstelle von fossilem Erdgas als Primärenergieträger einzusetzen. Ein modernes Prozessleitsystem basierend auf Augmented Reality ermöglicht eine völlig neue immersive Datenvisualisierung und Steuerung der gesamten Grünen Gießerei. Die Demo-Factory steht der gesamten metallverarbeitenden Branche als Test-Bed zur Verfügung.
     
  • Heat Highway
    Das Projekt analysiert interregionale Fernwärmeübertragungsnetze zur Durchsetzung industrieller Abwärmenutzung und fossilfreier industrieller Prozesswärmebereitstellung. Diese Netze verbinden städtische Verbrauchszentren und / oder abwärmeintensive Industriestandorte miteinander. Das Projekt betrachtet vier verschiedene regionale Anwendungsfälle.
     
  • TCP_to_Industry
    Im Rahmen des Projektes TCP_to_Industry wird an einem thermo-chemischen Prozess zur Aufbereitung von Sekundärrohstoffen durch den Einsatz industrieller Abwärme geforscht. Damit soll einerseits die anfallende Reststoffmenge reduziert und andererseits fossile Energieträger durch die Rückführung des entstehenden Pyrolysegases substituiert werden. Dazu wird in diesem von der Montanuniversität Leoben koordinierten Projekt ein Small-Scale Demonstrator untersucht, verbessert und in einen bestehenden Industrieprozess integriert. Gleichzeitig werden durch den Einsatz neuartiger Energiemodelle energie- und exergieoptimierte Integrationskonzepte (z.B. Versorgung mit Abwärme, Nutzung des Pyrolysegases) erarbeitet.

Über NEFI

NEFI – New Energy for Industry ist Teil der „Vorzeigeregion Energie“ und verfolgt den Ansatz der Dekarbonisierung des industriellen Energiesystems mithilfe von Schlüsseltechnologien „Made in Austria“. Der NEFI – Innovationsverbund hat sich um ein Konsortium aus AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria formiert und bündelt die vielfältige Erfahrung im Bereich der Energieforschung und Umsetzung von Projekten. Das ständig wachsende Konsortium mit mehr als 100 Partnern aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Institutionen entwickelt in den Projekten technologische und systemische Lösungen, welche die Energiewende in der Industrie ermöglichen sollen. Zu den 9 Projekten aus der ersten Projektausschreibungsrunde 2018 sind nun 8 weitere Projekte Ende 2020 dazu gekommen.
Der Klima- und Energiefonds unterstützt die NEFI-Projekte damit mit rund 21,5 Millionen Euro an Förderung dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Weitere Mittel werden auch von den Ländern Oberösterreich und Steiermark zur Verfügung gestellt.
Die 17 NEFI Projekte haben eine Gesamtvolumen von knapp 40 Millionen Euro.
www.nefi.at 


NEFI wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen der Vorzeigeregion Energie finanziert. Das NEFI_Lab wird kofinanziert durch die Bundesländer Steiermark und Oberösterreich.


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