01.07.2021
An Kreislaufwirtschaft führt kein Weg vorbei, wenn es darum geht, die globalen Umweltbelastungen zu bekämpfen. Darüber herrscht breiter Konsens. Ein Blick auf den Circularity Gap Report 2021 zeigt auch, dass es Zeit ist, zu handeln: Die Weltwirtschaft ist nur zu 8,6 % zirkulär, Österreichs Wirtschaft zu 9,7 %. Wie zirkuläre Geschäftsmodelle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, darüber berichteten Expert*innen beim Circular Plastics inter-regional vision Workshop des Cleantech-Clusters am 18. Juni.
Im Vergleich zu herkömmlichen linearen oder auch nachhaltigen Geschäftsmodellen berücksichtigt ein zirkuläres Geschäftsmodell verschiedenste Lösungen der Kreislaufwirtschaft. Im Workshop wurden den Teilnehmer*innen – vorwiegend Unternehmen und Akteure entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette – unterschiedliche innovative Ansätze vorgestellt.
Die verschiedenen Beispiele zeigten auf, wie zirkuläre Modelle nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktionieren. Die vorgestellten Modelle reichten dabei von der De-Materialisierung durch Digitalisierung, über kompostierbare Verpackungen und das für Langlebigkeit konzipierte Fairphone bis zum umstrittenen Modelltyp „Encourage sufficiency“. Gerade bei diesem, nicht konsumorientierten Marketingansatz am Beispiel des Jackenherstellers Patagonia entbrannte eine heiße Diskussion darüber, wie hier Wirtschaftlichkeit erreicht werden kann. Das Unternehmen wirbt regelrecht damit, gebrauchte Jacken zu kaufen und so lange wie möglich zu nutzen. Getreu dem Motto: „Reparieren ist das neue Neu“.
Heiß diskutiert wurde auch das Thema „Recycling von Kunststoffen“. Der Einsatz von Rezyklaten ist nach wie vor oft nicht wirtschaftlich, da der Preis für Neuware vergleichsweise gering ist. Der Circular Economy Action Plan des European Green Deal sieht jedoch unabhängig von der Wirtschaftlichkeit vor, dass bis zum Jahr 2025 50 Prozent der Kunststoffverpackungen aus Rezyklat bestehen müssen.
Wie eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe im Jahr 2030 aussehen könnte, war eine immer wiederkehrende Frage im Workshop. Für die Teilnehme*innen wäre die wichtigste Maßnahme, den ökologischen Fußabdruck auf jeder einzelnen Kunststoffverpackung transparent darzustellen. Normen und Regulationen müssten dahingehend angepasst werden, dass die Natur im Fokus steht und nicht der Mensch – so die einhellige Meinung. Konkret wurde außerdem in Frage gestellt, ob übertriebene Reinheitsgrade tatsächlich notwendig sind. Und würden die Anforderungen an Rezyklate etwas zurückgeschraubt werden, könnte es gelingen, dass künftig mehr Rezyklat eingesetzt werden, befand die Gruppe.
Der Workshop schloss mit einer wünschenswerten Vision: „Im Jahr 2030 hat in Österreich jedes Produkt ein Label bezüglich seiner Auswirkungen auf den Planeten – dies ermöglicht den Kund*innenen selbst, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.“
Am 15. September 2021 findet ein weiterer Workshop statt. Bei diesem Termin steht die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle im Fokus.
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