12.04.2021
Internationale Konzerne sind – oft fälschlicherweise – mit dem Vorwurf konfrontiert, nur gewinnorientiert zu wirtschaften und Umweltprobleme zu ignorieren. Viele Unternehmen haben allerdings erkannt, dass die Klimakrise nach Antworten verlangt und damit verbunden ein enormes Gestaltungspotenzial bietet. Beim Kick-off Treffpunkt PUR (Profit, Umwelt, Ressourcen) am 24. März 2021 konnte der Cleantech-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria drei Manager aus drei verschiedenen Unternehmenswelten zu einer virtuellen Diskussion gewinnen. An den Beispielen Coca-Cola, IKEA und Siemens wird klar, dass Profit und Umweltschutz kein Widerspruch sind.
Immer mehr Unternehmen haben die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft bereits erkannt. Während nach strengen Maßstäben der Ökologie erzeugte Produkte am Markt immer beliebter werden, haben Unternehmen, die nicht nachhaltig handeln, durch Boykotte und schlechte Presse mehr als nur Imageprobleme. Sie sind – auf lange Sicht gesehen – nicht mehr wettbewerbsfähig. Nachhaltigkeit ist für viele Konzerne zu einem wichtigen strategischen Ziel geworden. Die Transformation zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen ist anspruchsvoll und erfordert Know-how – das wurde bei den Vorträgen der Repräsentanten der „Big Player“ klar.
Coca-Cola HBC wurde im März vom Dow Jones Sustainability Index als weltweit nachhaltigstes Getränkeunternehmen bestätigt. Mittels der Nachhaltigkeitsstrategie „Mission 2025“ orientiert sich Coca-Cola HBC an den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und konzentriert sich auf sechs Kernbereiche entlang der Wertschöpfungskette: Klimaschutz und Energie sowie die damit verbundene Reduktion von Emissionen, Wasser- und Quellschutz, Verpackung- und Recycling, Beschaffung von Rohstoffen, Ernährung sowie unser Team und unsere Gemeinschaften. „In Österreich beziehen wir für sämtliche Niederlassungen Strom aus 100% erneuerbaren Energien“, präzisiert Michael Dickstein, Group Director Sustainability and Community.
„Wir sind stolz darauf, dass alle Coca-Cola HBC Produkte mit Hilfe von Öko-Strom aus Wasserkraft erzeugt werden. Beim Bezug von Erdgas suchen wir nach nachhaltigeren Alternativen“, betont Dickstein. Insgesamt kommen in den Produktionsbetrieben 54 Prozent erneuerbare Energien zum Einsatz. Durch zielgerichtete Energiesparmaßnahmen konnte die Austrosparte von Coca-Cola – ausgehend von internen Zielvorgaben – die CO2-Emissionen um 52% (im Vergleich zu 2010) senken.
„Alles was uns bei der Kreislaufwirtschaft voranbringt, ist herzlich willkommen. Wir sind offen für jeden Input und haben vor allem bei Verpackungslösungen ehrgeizige Ziele für die kommenden Jahre vor uns.“
Michael Dickstein, Group Director Sustainability and Community, Coca-Cola Hellenic Bottling Company
Mit rund 40 Milliarden Jahresumsatz zählt IKEA zu den profitabelsten Unternehmen der Welt. Grundphilosophie seit der Gründung vor 78 Jahren: Vielen Menschen einen besseren Alltag zu schaffen. Gegenwärtig zielt das Umweltengagement darauf ab, bis 2030 klimapositiv zu werden. „Dabei möchten wir unsere Ressourcen nachhaltig nutzen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft den Produktlebenszyklus verlängern. Als Teil unserer Transformationsreise verwandeln wir die bisherigen Fundgruben der IKEA-Standorte in Circular Hubs“, präzisiert Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager, IKEA Österreich. In den Stationen finden Kunden - wie gewohnt - eine attraktive Auswahl an IKEA Produkten, die ein zweites Leben bekommen. Zusätzlich gibt es nachhaltige Services und Tipps für ein nachhaltigeres Leben. Bei den Zulieferern setzt das Möbelhaus aus Schweden ebenfalls auf Kreislaufwirtschaft. „Produkte sind idealerweise so beschaffen, dass man sie reparieren und nach Ablauf der Nutzungsdauer verwerten und zu neuen Wertstoffen verarbeiten kann“, sagt Thalheimer. Bereits jetzt macht das Unternehmen rund 30 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die dieser Philosophie gerecht werden. Im Jahr 2030 soll das gesamte Sortiment wiederverwendbar oder rezyklierfähig sein.
„Wir wollen die Kunden auch dazu animieren, nachhaltigere Entscheidungen im täglichen Leben zu treffen. Wir machen IKEA auch für Menschen leistbar, die sich IKEA bisher nicht leisten konnten.“
Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager, IKEA
Mit der Verpflichtung, die Geschäftstätigkeit bis 2030 klimaneutral zu stellen, setzte Siemens bereits vor der Verabschiedung des Pariser Abkommens ein klares Signal. Dieses Programm kommt nicht nur den Menschen und der Umwelt zugute, sondern bringt auch nachhaltige wirtschaftliche Vorteile für das Unternehmen. In Österreich ist Reinhard Hubmann im Zentraleinkauf für das ReUse Management und Sustainability im Supply Chain Management Umfeld tätig. Wenn Betriebsausstattung, Werkstoffe, Maschinen und andere Bestände ohne Bedarf des Konzerns nicht mehr weggeworfen, sondern wiederverwertet werden, ergäbe das ein Sparpotenzial von rund 14.000 Tonnen CO2 und würde auch viel Geld ersparen. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass 0,5 bis 0,8 Prozent des Umsatzes weggeworfen werden. Die Kreislaufwirtschaft hat durch das ReUse Management somit auch positive Auswirkungen auf den Unternehmensertrag“, betont Herr Hubmann. Bereits im ersten Jahr wurde ein EBIT-wirksamer Verkaufserlös von 800.000 Euro erzielt. Ein aktuelles Projekt zeigte die Optimierung von Großverpackungen in der Bahntechnikfertigung. Große verpackte Fertigungsteile verursachen derzeit sehr viel Müll. Hier will Siemens Lösungen entwickeln, dass Inbound-Verpackungsmaterial auch für Outbound verwendet werden kann oder noch besser, modulare oder Mehrwegverpackungslösungen das Ziel von Zero Waste erreichbarer machen. Hubmann betonte auch die Wichtigkeit, Footprints nicht nur zu verlagern, sondern Footprints massiv zu reduzieren.
„Mein Wunsch ist auch auf die kurzfristigen Umwelt- und Klimawirksamkeiten und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Circular Economy mehr zu achten.“
Reinhard Hubmann, Zentraleinkauf, Head of ReUse Management, Siemens AG Österreich
„Nachhaltigkeit und Circular Economy sollten ganz klar ein essentieller Bestandteil aller Unternehmensstrategien sein. Wichtig ist jedoch, einen Weg zu finden, welcher negative Umwelteinflüsse reduziert, Ressourcennutzung minimiert und gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum ankurbelt. Nachhaltigkeit und Circular Economy dürfen nicht mehr als Kosten- und Aufwandfaktoren gesehen werden, sondern als Gewinn und Ertrag.“
Ashna Mudaffer, Projektmanagerin Cleantech-Cluster
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